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Samstag, 18. März 2017

Ziegelei Laumans, Werk Brüggen...laufender Abbruch...Anfang 02.2017...Gegenwart und Geschichte...

Ziegelei Laumans, Werk Brüggen...laufender Abbruch...Anfang 02.2017...Gegenwart und Geschichte...






...Ergänzung zur Bilderserie 02.2017...







11. Februar 2017 | 00.00 Uhr

Brüggen

Abschied von 130 Jahren Tonindustrie

Die ehemaligen Gebäude derZiegelei Laumans an der Borner Straße werden abgerissen. Im Februar 2008 gab es eine Gasexplosion, als der Tunnelofen hochgefahren wurde. Große Teile des Betriebs wurden dabei zerstört.


Auch wenn die Tonindustrie in Brüggen durch die das Brüggener Werk der Röben Tonbaustoffe und die Gebr. Laumans am Brachter Standort weiter präsent ist, so geht die Geschichte des Industriestandorts Borner Straße durch den Abriss der Laumans-Gebäude nach 130 Jahren zu Ende.


Vor dem Ersten Weltkrieg lagen an der Borner Straße sechs der sieben Brüggener Ziegelfabriken. Sie siedelten sich in der Nähe des Bahnhofs an - beziehungsweise an dem Platz, wo er gebaut werden sollte, um die fertige Ware schnell über die Schiene zu ihren Kunden bringen zu können. Die erste Dachziegelfabrik war seit 1886 die Rheinische Dampf-Falzziegelfabrik Schlüter und Co, die auf der Südseite der Borner Straße lag. In ihrer Nachbarschaft wurde 1890 der Bahnhof eröffnet. Auf der gegenüberliegenden Seite stand seit 1896 die Brüggener Dampf-Falz-Ziegelfabrik.


Neben Schlüter in Richtung Born befand sich das Tonröhrenwerk von C. Willemsen, ungefähr da, wo heute Aldi ist. Daneben lag die Falzdachziegelfabrik von August Baehren. Ihr gegenüber lagen die Fabrik von Leonard Coppes und das Werk II der "Brüggener Dampf", vormals J.W. Strick. Nur das Werk der Brüggener Actien-Gesellschaft für Thonwarenindustrie, heute Röben, lag am Gelagweg in Oebel und hatte sich für einen Standort nahe den Rohstoffvorkommen entschieden.


1888 hatte am Standort Nr. 5 der Venloer Ziegelfabrikant Leonard Coppes eine Dampfdachziegelfabrik errichtet, die 1889 in Betrieb ging. Geschäftsführer war der Brüggener August Baehren. Vier Jahre später übernahm Coppes ein erst wenige Jahre altes Werk auf der gegenüberliegenden Seite (Nr. 7) und baute es zur neuen Firma Leon. Coppes um. Sein Werk auf der Südseite überließ er Baehren, der den Betrieb unter dem Namen A. Baehren Dampf-Falzziegel-Fabrik weiterführte. Beide Werke, die Anfang des 20. Jahrhunderts in GmbHs umgewandelt wurden, produzierten mit 60 bis 70 Arbeitern jeweils rund vier Millionen Dachziegel.


Das Werk von Coppes fiel 1912 einem Brand zum Opfer, woraufhin Coppes es nicht weiter betrieb. Vielmehr übernahm Baehren das seinem Betrieb gegenüberliegende Grundstück, so dass die Borner Straße den Gebäudekomplex seiner Ziegelfabrik trennte. Baehrens Falzziegelfabrik gehörte über Jahre zu den erfolgreichsten Unternehmen der Region. Doch wie viele andere Unternehmen erholte sich auch die Falzziegelfabrik A. Baehren nicht von den Folgen des Ersten Weltkriegs und den Beschränkungen des Wirtschaftslebens im besetzten Rheinland. 1926 ging das Unternehmen in Konkurs.


Im November 1926 kaufte die Firma Gebr. Laumans das Werk zu beiden Seiten der Borner Straße. Es wurde im Januar 1927 wieder in Betrieb genommen. Damit hatte die Firma Laumans vier Werke: das Stammwerk in Tegelen (mechanisiert 1878) und die Betriebe in Kaldenkirchen (seit 1889), Bracht (seit 1896) und Brüggen.


Die beiden Familienzweige teilten sich auf. Die Kaldenkirchener und die Tegelener Fabrik liefen nun unter dem Namen C. Laumans. Stephan Laumans, Gründer des Brachter Werkes, betrieb das Brachter Werk und die Brüggener Neuerwerbung unter dem alten Namen Gebr. Laumans mit seinen Söhnen Quirin und Lambert weiter.


In Brüggen beschäftigte die Firma Gebr. Laumans zunächst 20 Arbeiter, in Bracht nahezu viermal so viel. Entsprechend wurden auch drei Viertel der Produktion in Bracht und nur ein Viertel in Brüggen gefertigt, eine Relation, die auch in den folgenden Jahren bestehen blieb. Ein Rückschlag für den Standort Brüggen war der Brand im Brüggener Werk 1936. Doch da sofort mit dem Wiederaufbau begonnen wurde, konnte schon 1937 wieder produziert werden. Auch während des Krieges lief in Bracht und Brüggen bis zur Evakuierung im November 1944 die Fertigung. Erst in den ersten Nachkriegsjahren wurde die heute bekannte Brücke errichtet.


1949 wurde ihr Bau beantragt, eine Eisenkonstruktion bildete Unterzüge und Pfeiler: "Der Aufbau erfolgt in Holz und Falzziegelbedachung. Der Boden wird dicht in Holz gemacht und zwar derart, dass nichts auf die Straße fallen kann." Auch der Zweck der Brücke wird in der Erklärung von Laumans angegeben: "Die Brücke dient zum Transport von Ton vermittels eines Transportbandes. Der Ton wurde bisher mit Kipploren über eine Quergleise befördert. Das bisherige Quergleise soll nach Fertigstellung der Anlage wegfallen."
Laut Antrag sollte mit der Errichtung zum 1. März 1950 begonnen werden, so dass die Brücke sich seit 66 Jahren an der bekannten Stelle befindet. Nur alte Brüggener können sich demnach noch an die Zeit erinnern, als die beiden Gebäudeteile des Laumans-Werkes nur durch Gleise verbunden waren.


Nach dem Bauboom der Nachkriegsjahre blieb das Brachter Werk für Laumans Schwerpunkt der Produktion. Auch das Brüggener Werk wurde beispielsweise durch Tonaufbereitungsanlage und Verpackungsanlage modernisiert. Im Winter 2007/2008 wurde im Brüggener Werk ein neuer Tunnelofen installiert. Doch im Februar 2008 zerstörte eine Gasexplosion bei seiner Inbetriebnahme große Teile des Betriebes, die Produktion wurde nicht mehr aufgenommen.


Die Mitbewerber auf der Borner Straße waren schon seit Jahrzehnten verschwunden. Die Rheinische Dampffalzziegelei Schlüter und Co war 1924 an die Dampffalzziegelei zu Elmpt verkauft worden, die Brüggener Dampffalzziegelei folgte 1957. Als diese 1969 in Konkurs ging, war das auch das Aus für die ehemaligen Gebäude der Brüggener Dampf. Schon 1963 wurde der Betrieb der Ziegelfabrik von Anton Simons (vormals Werk II der Brüggener Dampf) und des Brüggener Tonröhrenwerks Hendricks & Söhne eingestellt. Auch der 1890 für die Bahnstrecke Brüggen-Dülken errichtete Bahnhof büßte peu à peu seine Bedeutung ein. Seit seiner Stilllegung Ende der 1970er-Jahre befindet sich dort das Restaurant "Brüggener Klimp".


Die Autorin Ina Germes-Dohmen ist promovierte Historikerin. In der Schriftenreihe des Kreises erschien 1999 von ihr die Publikation "Auf den Ton kommt es an. Geschichte der Westdeutschen Dachziegel- und Röhrenindustrie 1885-1935" (Band 43 der Reihe). 


Mit dem Abriss der Ziegelei-Gebäude verschwindet nicht nur die Laumans-Brücke, sondern auch der Industriestandort Borner Straße.



Quelle: RP
 
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