Anna Gemünd / 20.09.2014
Es ist still in dem Gebäude an der Hauptstraße 34. Neben den Türen
zeugen Namensschilder von den einstigen Büro-Bewohnern, eine
vertrocknete Pflanze steht auf dem Gang, ein Röhrenfernseher im
Besprechungsraum: Ein bisschen ist es wie eine Zeitreise, wenn man das
Verwaltungsgebäude der ehemaligen Firma Risse an der Hauptstraße
betritt. Eine Reise über ein in Warstein umstrittenes Gelände.
Begonnen hat alles 1899: Der Maurermeister Franz Risse kommt von
Kallenhardt nach Warstein und legt an der Hauptstraße den Grundstein für
das Familienunternehmen...
...Bereits 1904 wurde an dem heutigen Standort Kalk gebrannt, wurden
Betonrohre hergestellt, aber auch Grabsteine gemacht, Platten verlegt
und in gewissem Umfang auch schon Steine gewonnen...
...Raymund Risse, seit 1992 Geschäftsführer von Risse Beton, erinnert sich
noch gut an den „Boom“ der Betonindustrie in den 80er- und beginnenden
90er-Jahren: „In jener Zeit lag ein Schwerpunkt auf dem Tiefbau, das war
deutlich zu spüren. Das bedeutete viele Investitionen, gerade nach der
Wende lief das Geschäft prächtig.“ Bereits 1987 war ein hochmoderner
Roboterkreislauf auf dem Gelände an der Hauptstraße errichtet worden,
der Betonrohre aller Größen von 20 Zentimetern bis zu zwei Metern
Durchmesser schuf. „Damals wurden pro Jahr 80 bis 90 000 Tonnen
Betonfertigteile hier in Warstein gefertigt“, nennt Raymund Risse
Zahlen....
...Ab 1996 begann jedoch der Niedergang: Die Situation in der ehemaligen
DDR konsolidierte sich, es kam zum „ruinösen Wettbewerb“, wie Raymund
Risse es nennt: „Von 1996 bis 1999 halbierten sich in etwa die Preise.
Das nahm ganz schreckliche Formen an, das kann man nicht anders
bezeichnen.“ 2004 war der Druck nicht kleiner geworden, im Gegenteil:
Die Situation am Markt hatte sich auch für Risse zugespitzt.
Gleichzeitig waren in Warstein die Planungen für die Umgehungsstraße
B55n konkret geworden, die das Risse-Gelände zentral miteinbezogen...
...Wer heute das ehemalige Steinbruch- und Betonwerk-Gelände betritt, der
spürt nichts von all den Kontroversen. Im Gegenteil: Hinter den
verlassenen, teilweise durch Vandalismus zerstörten Produktionshallen
wird es plötzlich ruhig, scheint der Lärm der Hauptstraße ganz weit weg
zu sein. Bis 1972 wurde hier Stein abgebaut...
...Was künftig hier passieren wird? Raymund Risse zuckt mit
den Schultern: „Ganz ehrlich: Wir wissen es nicht. Jetzt hängt alles an
den Plänen für die B55n.“
Es wird wohl noch eine Weile still bleiben in dem Gebäude Nummer 34 an der Hauptstraße...
(Text)
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...Fortsetzung folgt...
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