VEB Malzfabrik Köthen...12.2017...
Die Mälzerei Wrede AG (ab 1939, vorher: Mälzerei AG, vorm. Albert Wrede) war ein Industriebetrieb in Köthen (Anhalt).
1865 kaufte der Unternehmer und Fabrikant Albert Wrede
aus Wolfenbüttel gemeinsam mit dem Geschäftspartner Friedrich W. Otto
aus Peine in Köthen ein Grundstück an der Klepziger Straße (heute
Dr.-Krause-Straße) zur Errichtung eienr Malzfabrik. 1866 nahm das
Unternehmen unter der Bezeichnung Malzfabrik Otto & Wrede den
Betrieb auf. Nachdem Otto 1871 ausgeschieden war, wurde der Betrieb
unter Wredes Namen in eine Offene Handelgesellschaft umgewandelt.
1879 bis 1884 ließ Albert Wrede die Anlagen mehrfach um- und
ausbauen. Bis 1887 entwickelte sie sich zur größten deutschen
Tennenmälzerei, eine Spitzenstellung, die sie bis in die 1920er Jahre
beibehalten konnte. 1888 produzierte sie bereits 89.000 Zentner Malz.
Ihren geschäftlichen Erfolg verdankte die Mälzerei nicht zuletzt der
Lage in einer der besten Gerstengegenden Deutschlands. Zu den Kunden des
Unternehmens gehörten etliche führende deutsche Brauereien.
1888 übertrug Wrede die Geschäfte an ein Konsortium um den
Berliner Bankier und Kommerzienrat Leopold Friedmann. 1889 erfolgte die
Umwandlung in eine Aktiengesellschaft unter dem Namen Mälzerei AG, vorm. Albert Wrede.
Das Grundkapital betrug 1,5 Millionen Mark. Zu den Gründern gehörten
außer Albert Wrede und seinem Sohn Viktor Carl Friedrich Wrede der
Bankier Ernst Vogler aus Halberstadt und der Köthener Bankier Felix Friedheim.
Albert Wrede blieb bis 1890 Direktor des Unternehmens und wechselte
dann in den Aufsichtsrat, in dem die Familie bis 1934 vertreten blieb.
Nachdem die Produktionsanlagen 1892 und 18978 noch einmal
erweitert worden waren, erhöhte sich der Ausstoß der Mälzerei bis 1914
auf ca. 180.000 Zentner jährlich. Exporte gingen bis nach Japan und
Südamerika. Im Ersten Weltkrieg wurde die Versorgung mit Gerste
eingeschränkt. Die Fabrik nahm daher vorübergehend auch die Herstellung
von Dörrgemüse auf.
1921 bildete die Mälzerei AG unter dem Namen "Mittland" einen
Verbund mit der Malzfabrik Eisenberg und der Mälzerei Etgersleben in
Erfurt. Die Mittland ihrerseits ging bis 1926/28 eine Kooperationmit der
EIVA GmbH, einem anderen Mälzerei-Verbund, ein. Bei der Auflösung der
EIVA übernahm die Mälzerei AG zwei kleinere Beteiligungen an der
Thüringer Malzfabrik in Großengottern und an der Mälzerei-Industrie AH
in Liquidation in Erfurt. Letztere ist mit der Auflösung des
Unternehmens erloschen. Die Beteiligung an der Fabrik in Großengottern
wurde später wieder verkauft.
1924 übernahm die Mälzerei AG die Mälzerei Heinrich Bormann in Oschersleben (Bode),
die sie als Zweigniederlassung weiterführte. Die Familie Bormann wurde
einer der größten Einzelaktionäre der AG. Wilhelm Bormann gehörte von
1925 bis 1943 dem Aufsichtsrat der Gesellschaft an.
1926/27 beteiligte sich die Gesellschaft an der 1872 gegründeten Actien-Malzfabrik Sangerhausen.
Außerdem kam sie 1930 an Beteiligungen an den Vereinigten Malzfabriken
Worms AG und der Firma Moritz Marx Söhne in Bruchsal (später Malzfabrik
Rheinpfalz AG, Pfungstadt).
Anfang der 1920er Jahre musste der Betrieb einen merklichen
Umsatzrückgang verzeichnen. Um zusätzliche Aufträge nach Köthen zu
holen, pachtete die Mälzerei AG in der Krisenzeit 1932 die Malzfabrik
Giersleben und legte die dortigen Anlagen still. 1936/37 wurde das
Gierslebener Werk ganz gekauft. 1938 erfolgte der Ankauf der Malzfabrik Wegeleben GmbH, die in das Werk III der Mälzerei AG umgewandelt wurde.
Die Hauptversammlung der Gesellschaft beschloss am 18. Januar 1939 die Änderung des Namens in Mälzerei Wrede AG.
Hauptaktionär war in den 1940er Jahren die Familie Lenz mit 47,1
Prozent. Großen Einfluss hatte auch die Deutsche Bank, die bis zu 18
Prozent der Aktien hielt.
Im Gegensatz zu anderen Teilen der Köthener Innenstadt blieb die
Malzfabrik im Zweiten Weltkrieg nahezu unzerstört und konnte den Betrieb
ungehindert weiterführen. Die Aktiengesellschaft wurde allerdings 1948
enteignet. Die westdeutsche Unternehmensbeteiligung an der Malzfabrik
Rheinpfalz AG, die 1943 bei über 56 Prozent lag, wurde unter altem Namen
weitergeführt. Die Mälzerei Wrede AG verlegte den Firmensitz nach
Hamburg, 1952 nach Frankfurt am Main. Sie wurde 1966 in eine
Gesellschaft mit beschränkter Haftung umgewandelt. Die Malzfabrik
Rheinpfalz ist heute Bestandteil des Verbundes Rhein-Main-Malz Export
GmbH.
Das Stammwerk in Köthen kam als VEB Malzfabrik Köthen zunächst
unter die Verwaltung der Industrie-Werke Sachsen-Anhalt in Halle, dann
zur Vereinigung Volkseigener Betriebe der Nahrungs- und
Genussmittelindustrie Sachsen-Anhalt (Venag), schließlich zur
Vereinigung Volkseigener Betriebe (VVB) der Brau- und Malzindustrie.
1954 ging der Betrieb in die Verantwortung des Kreises über. Der VEB (K)
Malzfabrik Köthen wurde 1959 mit der Brauerei zum VEB (K) Brauerei und
Malzfabrik Köthen zusammengeschlossen. Der Betriebsteil Malzfabrik
produzierte mit 70 bis 80 Beschäftigten ca. 13.000 Tonnen Malz, die
außer an die eigene Brauerei auch nach Dessau, Magdeburg, Wernesgrün und
andere Brauereistandorte geliefert wurden. Die Mälzerei in Köthen
deckte etwa ein Viertel des Malzbedarfs der DDR. 1972 wurde der Betrieb
dem Getränkekombinat Dessau angeschlossen.
Nach der Wende wurde der Betrieb am 31. Dezember 1990
stillgelegt. Bemühungen um eine Nutzung des innenstadtnahen Standorts
mit seinen denkmalgeschützten Industriegebäuden sind bislang
gescheitert. Bei einem Großbrand brannte im September 2011 ein
vierstöckiges Lagergebäude der Fabrik nieder...
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Bildoriginale: Dejalo/B.NRW |
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