Abschied von der Steinkohle
Das Gold von gestern
21.12.2018
Wohlstand, Wärme und Wohlbehagen dank Koks
und Kohle - nach dem Krieg ist das Ruhrgebiet der Energielieferant der
Nation. Der Bergbau ist ein gefragter Arbeitgeber. Doch dann kommt die
Krise. Ein Rückblick.
Von Jörg Marksteiner, WDR
Nach dem Krieg ist Kohle knapp. Der Bedarf ist
riesig, in den Fabriken sowie bei der Bevölkerung. Den Ruhr-Zechen wurde
damals jede Tonne Kohle aus den Händen gerissen. "Alle Leute wissen,
dass man die Kohle unbedingt braucht. Alle wissen, Europa muss wieder
aufgebaut werden - und das geht nur mit Kohle", sagt der
Wirtschaftshistoriker Franz-Josef Brüggemeier rückblickend. Das
Ruhrgebiet wird das größte Kohlerevier Europas, der Energielieferant der
Nation. Die Stahlindustrie, die Chemieindustrie, die Eisenbahn, fast
jede Fabrik braucht die Steinkohle für ihre Energie.
Der Bergbau ist zu dieser Zeit ein gefragter
Arbeitgeber, trotz der harten und oft lebensgefährlichen Tätigkeit unter
Tage. Die große Zeit der deutschen Steinkohle hat Werner Korean noch
miterlebt. "Ich war 1946 der erste Knappe nach dem Krieg der seine
Prüfung gemacht hat - mit 16 Jahren."
600.000 Menschen in 170 Zechen
Die Zechen zahlen Spitzenlöhne. 1957 arbeiten an
der Ruhr an der Saar und im Aachener Revier insgesamt mehr als 600.000
Menschen auf über 170 Zechen. Kohle und Koks lieferten Wärme und
Wohlbehagen.
Doch die Branche überschätzt die Nachfrage.
Heizöl wird für die Kunden immer billiger. Gleichzeitig steigt die
Bundesbahn um von Dampfloks auf Diesel und Elektroantrieb. Schon Ende
der 1950er-Jahre arbeitet fast jede zweite Zeche an der Ruhr nicht mehr
kostendeckend. Wer kann, kündigt. Denn wer jung ist, findet im
Wirtschaftswunderland leicht einen neuen Job.
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Gründung der Ruhrkohle AG
Doch die Krise bleibt. Um die aufgebrachten
Bergarbeiter schließlich zu befrieden, vereinbaren Politik, Gewerkschaft
und Zechenbetreiber 1968 die Gründung der Ruhrkohle AG - eine
Einheitsgesellschaft, die faktisch ein Rationalisierungkartell ist. Der
deutsche Bergbau soll sich gesundschrumpfen. Doch die Probleme bleiben.
An der Ruhr liegt die Kohle über 1000 Meter tief.
Das macht die Förderung extrem teuer. Importkohle kostet nur etwa die
Hälfte. Nur dank milliardenschwerer Subventionen des Staates kann der
heimische Bergbau überleben. Milliarden fließen in den Bergbau. Vor
einer radikalen Subventionskürzung schreckt die Politik lange zurück.
1997 kämpfen Tausende Bergarbeiter um ihren Job. Das Ende des deutschen
Bergbaus kommt trotzdem - aber langsam und sozialverträglich. 2007
beschließen Politik, Ruhrkohle und Gewerkschaften die Subventionen
auslaufen zu lassen.
Es ist eine Errungenschaft der Gewerkschaft. Den damals noch 33.000
Bergleuten wird zugesagt dass es keine Kündigungen gibt. Schließt eine
Zeche, wechseln die Kumpel auf eine andere Anlage - so lange, bis sie
mit 49 Jahren in Vorruhestand gehen können. Insgesamt, so rechnet man
damals aus, sind dafür genau elf Jahre und weitere 15 Milliarden Euro
nötig. Und so kommt man auf das Jahr 2018.
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...Ende...
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