Ziegelei Huntlosen...
Historie / historisch...03.2021...
Ziegelei Huntlosen: Mehr als Hundert Jahre Geschichte enden in einer Sprengung
Vor 45 Jahren verschwanden Wahrzeichen
15.03.2021
Huntlosen
– Einst markant, ortsbildprägend und prosperierend, Arbeitsplatz für
viele Einwohner, später dann bereits vergessen, die Spuren weitestgehend
getilgt: So geht es manchen Fabriken. Die einstige Ziegelei in
Huntlosen in der Gemeinde Großenkneten ist da keine Ausnahme. Schon früh
war die Geschichte der Ortschaft mit Tonerde zur Herstellung von
Ziegeln verbunden.
Überliefert ist heute nur noch eine alte Flurbezeichnung „Ziegelhof“.
Diese gehörte zu den Besitzungen, die Graf Gustav Gustavson zusammen
mit den Gut Huntlosen 1650 erwarb. An Vertiefungen im Gelände lässt sich
heute noch erkennen, dass dort abgegraben wurde. Auch fanden sich bei
Ausgrabungen Bruchstücke von handgeformten Ziegeln.
Zu welcher Zeit man übergegangen ist, an einer Anhöhe auf Hosüne den Ton abzubauen, lässt sich allerdings nicht feststellen. Erstmalig in einer Statistik aufgeführt wird die Ziegelei im Jahr 1855.
Bereits 18 Jahre später erwarb die Großherzogliche Oldenburgische
Eisenbahn aus einem Privatbesitz die dem Bahnhof nahegelegene Ziegelei
Hosüne. Sie diente über Jahre dazu, Ziegelsteine für die Errichtung der
vielen Bahnhofsgebäude im Streckennetz zu liefern. 1878 wurde in den
„Wildeshauser Nachrichten“ veröffentlicht: „Die von der
Eisenbahnverwaltung angelegte Ziegelei und Sägerei zu Hosüne soll,
nachdem der eigene Bedarf an Steinmaterial gedeckt ist, zum öffentlichen
Verkauf gebracht werden.“
Von
1883 bis 1919 blieb die Ziegelei in der Hand der Familie Lübbing. Und
es ging voran, der Fortschritt machte vor der Fabrik nicht Halt. 1925
feierte die Ziegelei ein großes Richtfest: Der Ringofen wurde nach den neusten technischen Errungenschaften gebaut und hatte 24 Kammern, in denen 17 000 bis 18 000 Steine gebrannt
werden konnten. Das Trocknungsverfahren geschah nicht wie in bisher im
Trockenschuppen, sondern durch das „Kellersche Trocknungsverfahren“
durch Luft und Heißluft auf den Gerüsten über dem Ofen.
Doch schon im August 1926 kam der Betrieb zur Zwangsversteigerung, und es wurde die „Dampfziegelei Huntlosen AG“
gegründet. Vom Oktober 1934 hieß es unter anderem: „Seit Bestehen der
Ziegelei ist wohl kaum je solange gearbeitet worden, wie in diesem
Jahre, angefangen wurde schon im Februar. Regen Absatz fanden auch die ,Huntloser Wabensteine‘, über die sich ein Oldenburger Architekt sehr anerkennend äußerte …“
Ab
1934 sollte nun die Ziegelei nach dem alleinigen Besitzer Hans Harms
den bekannten Namen „Dampfziegelei Harms“ tragen. Nach 1945 bis Mitte
der 1960er-Jahre hatte die Ziegelei ihre Blütezeit. Die wichtigsten Abnehmer waren die Städte Wilhelmshaven und Hamburg, wie auch die Wohnungsbaugesellschaft in Brake. 1959 wurde die Befeuerung des Ringofens von Koks auf Gas umgestellt – und damit kam die erste Gasleitung mit dem sogenannten „Hollandgas“ nach
Huntlosen. 1961 beschäftigte die Ziegelei 50 Mitarbeiter. Fünf Jahre
später wurde der Ziegeleibesitzer Bernd-Friedrich Ahlers aus Kirchkimmen
neuer Eigentümer. Um einen DIN-gerechten Klinker produzieren zu können, wurde aus der eigenen Tonförderung noch angelieferter Schieferton zugesetzt.
Obwohl noch 1975 die Jahresproduktion bei circa zwölf Millionen Steinen
lag, kam im März 1976 das endgültige Aus. Einige der letzten 20
Mitarbeiter fanden bei der Ziegelei Knabe einen neuen Arbeitsplatz. Im
Januar 1978 versammelten sich trotz eisiger Kälte eine große Zahl von Schaulustigen an
der Hegeler-Wald-Straße und sahen, viele mit Wehmut, wie die markanten
Wahrzeichen des Ortes – die hohen Schornsteine – durch Sprengladungen
gefällt zu Boden stürzten...
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...Ende...
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