Alte B & S-Schraubenfabrik...
Neuss...10.2019...
Ein kapitalistisches Lehrstück
Das Ende der Schraubenfabrik in Neuss
Von Vincent Cziesla / Ausgabe vom 29. Januar 2016
Am 30. November 2015 war Schluss. Zum letzten Mal gingen die
verbliebenen Mitarbeiter der Neusser Whitesell-Fabrik zur Arbeit. Dann
war das bittere Ende erreicht und es kam, trotz der zahlreichen
Insolvenzen, die das Werk und seine Belegschaft bereits hinter sich
hatten, dennoch überraschend plötzlich.
Bis 1980 firmierte das Unternehmen unter dem Gründernamen „Bauer & Schaurte“ und war durch die Erfindung und Produktion der Innensechskant-Schraube (Inbus) weltweit bekannt geworden. 1980 erfolgte die Fusion mit den saarländischen Karcher Schraubenwerken, 1993 kam es zur Insolvenz der Muttergesellschaft Saarstahl. Im Anschluss wurde die Fabrik von Investor zu Investor weitergereicht. Im Jahr 2012 hatte das Werk eine beeindruckende Anzahl von Firmennamen und Insolvenz-verfahren hinter sich gebracht und gehörte nun zur Ruia AG, einer Gesellschaft, die schon bald insolvent war und von der Whitesell Germany GmbH aufgekauft wurde.
Die Übernahme war hoch umstritten. Arbeiterschaft und IG Metall protestierten gegen die Forderungen des Investors: Whitesell wollte aus dem Flächentarifvertrag aussteigen, Beschäftigte entlassen, die Wochenarbeitszeit erhöhen und Urlaubs-ansprüche kürzen. Dem Vorhaben der Arbeiterschaft, die Suche nach anderen Investoren voranzutreiben, kam Whitesell durch eine schnelle Kaufabwicklung zuvor. Zu diesem Zeitpunkt warnten die Mitarbeiter bereits davor, dass die Werke mit Whitesell keine Zukunftsperspektive haben würden...
... Als die Schließung des Werkes verkündet wurde, arbeiteten gerade noch
109 der ehemals 300 Mitarbeiter in der Fabrik. Innerhalb von zwei Jahren
hatte Whitesell das Werk heruntergewirtschaftet, die Kunden vergrault,
die Arbeiter um ihre Löhne, Abfindungen und Arbeitsplätze gebracht und
sich gleichzeitig enorme Gewinne und Sachwerte gesichert. Auf Seiten des
US-Investors gab es niemals die Absicht, eine langfristige Produktion
aufrechtzuerhalten. In Zeiten niedriger Zinserträge war der Ankauf
lediglich ein lohnendes Anlage-Experiment und vielleicht auch eine gute
Gelegenheit, um potentielle Konkurrenten zu beseitigen. Die eigentlich
rentablen und mit Aufträgen versorgten Werke wurden ausgeschlachtet und
sich selbst überlassen – Kapitalverwertung durch Vernichtung.
Bildoriginale: Dejalo/B.NRW |
www.unsere-zeit.de/de/wirtschaft_soziales/Ein-kapitalistisches-Lehrstück
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...Ende...
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