Ziegelei Laumans, Werk Brüggen...laufender Abbruch...Anfang 02.2017...Gegenwart und Geschichte...
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11. Februar 2017 | 00.00
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Brüggen
Abschied von 130 Jahren Tonindustrie
Auch wenn die Tonindustrie in Brüggen durch die das Brüggener Werk der Röben
Tonbaustoffe und die Gebr. Laumans am Brachter Standort weiter präsent ist, so
geht die Geschichte des Industriestandorts Borner Straße durch den Abriss der Laumans-Gebäude
nach 130 Jahren zu Ende.
Vor dem Ersten Weltkrieg lagen an der Borner Straße sechs der sieben
Brüggener Ziegelfabriken. Sie siedelten sich in der Nähe des Bahnhofs an -
beziehungsweise an dem Platz, wo er gebaut werden sollte, um die fertige Ware
schnell über die Schiene zu ihren Kunden bringen zu können. Die erste
Dachziegelfabrik war seit 1886 die Rheinische Dampf-Falzziegelfabrik Schlüter
und Co, die auf der Südseite der Borner Straße lag. In ihrer Nachbarschaft
wurde 1890 der Bahnhof eröffnet. Auf der gegenüberliegenden Seite stand seit
1896 die Brüggener Dampf-Falz-Ziegelfabrik.
Neben Schlüter in Richtung Born befand sich das Tonröhrenwerk von C.
Willemsen, ungefähr da, wo heute Aldi ist. Daneben lag die Falzdachziegelfabrik
von August Baehren. Ihr gegenüber lagen die Fabrik von Leonard Coppes und das
Werk II der "Brüggener Dampf", vormals J.W. Strick. Nur das Werk der
Brüggener Actien-Gesellschaft für Thonwarenindustrie, heute Röben, lag am
Gelagweg in Oebel und hatte sich für einen Standort nahe den Rohstoffvorkommen
entschieden.
1888 hatte am Standort Nr. 5 der Venloer Ziegelfabrikant Leonard Coppes eine
Dampfdachziegelfabrik errichtet, die 1889 in Betrieb ging. Geschäftsführer war
der Brüggener August Baehren. Vier Jahre später übernahm Coppes ein erst wenige
Jahre altes Werk auf der gegenüberliegenden Seite (Nr. 7) und baute es zur
neuen Firma Leon. Coppes um. Sein Werk auf der Südseite überließ er Baehren,
der den Betrieb unter dem Namen A. Baehren Dampf-Falzziegel-Fabrik
weiterführte. Beide Werke, die Anfang des 20. Jahrhunderts in GmbHs umgewandelt
wurden, produzierten mit 60 bis 70 Arbeitern jeweils rund vier Millionen
Dachziegel.
Das Werk von Coppes fiel 1912 einem Brand zum Opfer, woraufhin Coppes es
nicht weiter betrieb. Vielmehr übernahm Baehren das seinem Betrieb
gegenüberliegende Grundstück, so dass die Borner Straße den Gebäudekomplex
seiner Ziegelfabrik trennte. Baehrens Falzziegelfabrik gehörte über Jahre zu
den erfolgreichsten Unternehmen der Region. Doch wie viele andere Unternehmen
erholte sich auch die Falzziegelfabrik A. Baehren nicht von den Folgen des
Ersten Weltkriegs und den Beschränkungen des Wirtschaftslebens im besetzten
Rheinland. 1926 ging das Unternehmen in Konkurs.
Im November 1926 kaufte die Firma Gebr. Laumans das Werk zu beiden Seiten
der Borner Straße. Es wurde im Januar 1927 wieder in Betrieb genommen. Damit
hatte die Firma Laumans vier Werke: das Stammwerk in Tegelen (mechanisiert
1878) und die Betriebe in Kaldenkirchen (seit 1889), Bracht (seit 1896) und
Brüggen.
Die beiden Familienzweige teilten sich auf. Die Kaldenkirchener und die
Tegelener Fabrik liefen nun unter dem Namen C. Laumans. Stephan Laumans,
Gründer des Brachter Werkes, betrieb das Brachter Werk und die Brüggener
Neuerwerbung unter dem alten Namen Gebr. Laumans mit seinen Söhnen Quirin und
Lambert weiter.
In Brüggen beschäftigte die Firma Gebr. Laumans zunächst 20 Arbeiter, in
Bracht nahezu viermal so viel. Entsprechend wurden auch drei Viertel der
Produktion in Bracht und nur ein Viertel in Brüggen gefertigt, eine Relation,
die auch in den folgenden Jahren bestehen blieb. Ein Rückschlag für den
Standort Brüggen war der Brand im Brüggener Werk 1936. Doch da sofort mit dem
Wiederaufbau begonnen wurde, konnte schon 1937 wieder produziert werden. Auch
während des Krieges lief in Bracht und Brüggen bis zur Evakuierung im November
1944 die Fertigung. Erst in den ersten Nachkriegsjahren wurde die heute
bekannte Brücke errichtet.
1949 wurde ihr Bau beantragt, eine Eisenkonstruktion bildete Unterzüge und
Pfeiler: "Der Aufbau erfolgt in Holz und Falzziegelbedachung. Der Boden
wird dicht in Holz gemacht und zwar derart, dass nichts auf die Straße fallen
kann." Auch der Zweck der Brücke wird in der Erklärung von Laumans
angegeben: "Die Brücke dient zum Transport von Ton vermittels eines
Transportbandes. Der Ton wurde bisher mit Kipploren über eine Quergleise
befördert. Das bisherige Quergleise soll nach Fertigstellung der Anlage
wegfallen."
Laut Antrag sollte mit der Errichtung zum 1. März 1950 begonnen werden, so
dass die Brücke sich seit 66 Jahren an der bekannten Stelle befindet. Nur alte
Brüggener können sich demnach noch an die Zeit erinnern, als die beiden
Gebäudeteile des Laumans-Werkes nur durch Gleise verbunden waren.
Nach dem Bauboom der Nachkriegsjahre blieb das Brachter Werk für Laumans
Schwerpunkt der Produktion. Auch das Brüggener Werk wurde beispielsweise durch
Tonaufbereitungsanlage und Verpackungsanlage modernisiert. Im Winter 2007/2008
wurde im Brüggener Werk ein neuer Tunnelofen installiert. Doch im Februar 2008
zerstörte eine Gasexplosion bei seiner Inbetriebnahme große Teile des Betriebes,
die Produktion wurde nicht mehr aufgenommen.
Die Mitbewerber auf der Borner Straße waren schon seit Jahrzehnten
verschwunden. Die Rheinische Dampffalzziegelei Schlüter und Co war 1924 an die
Dampffalzziegelei zu Elmpt verkauft worden, die Brüggener Dampffalzziegelei
folgte 1957. Als diese 1969 in Konkurs ging, war das auch das Aus für die
ehemaligen Gebäude der Brüggener Dampf. Schon 1963 wurde der Betrieb der
Ziegelfabrik von Anton Simons (vormals Werk II der Brüggener Dampf) und des
Brüggener Tonröhrenwerks Hendricks & Söhne eingestellt. Auch der 1890 für
die Bahnstrecke Brüggen-Dülken errichtete Bahnhof büßte peu à peu seine
Bedeutung ein. Seit seiner Stilllegung Ende der 1970er-Jahre befindet sich dort
das Restaurant "Brüggener Klimp".
Die Autorin Ina Germes-Dohmen ist promovierte Historikerin. In der
Schriftenreihe des Kreises erschien 1999 von ihr die Publikation "Auf den
Ton kommt es an. Geschichte der Westdeutschen Dachziegel- und Röhrenindustrie
1885-1935" (Band 43 der Reihe).
Mit dem Abriss der Ziegelei-Gebäude verschwindet nicht nur
die Laumans-Brücke, sondern auch der Industriestandort Borner Straße.
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