29.06.2010
Hörde.. Ein
Relikt aus der ehemaligen Hörder Kesselschmiede geht erneut auf Reisen.
Die Thomasbirne, die bis gestern noch auf dem Parkplatz vor der Hörder
Burg an längst vergangene Stahlwerkzeiten erinnerte, steht jetzt auf der
Kulturinsel im noch trockenen Phoenixsee.
Der
aufwändige Transport des tonnenschweren Konverters ist der letzte, der
auf der noch vorhandenen Baustraße durch den geplanten See führen soll.
Der Hörder
Heimatverein rettete das Industriedenkmal vor der Verschrottung, denn
sie hat eine ganz besondere Geschichte, die Vorsitzender Willi Garth oft
und gern erzählt:
Der Brite
Gilchrist Thomas erfand 1876 ein besonderes Veredelungsverfahren für
Roheisen. Dieses Weltpatent verkaufte er ausgerechnet an die Hörder
Hütte. Seitdem heißt der Behälter „Thomasbirne“. 1879 gab es in Hörde
die erste Thomaschmelze des Kontinents. Der Konverter auf der
Phoenixsee-Insel wurde 1954 als letzte in Hörde Kesselschmiede. Er wiegt
68 Tonnen, ist sieben Meter hoch und hat etwa einen Durchmesser von 4
Meter.
Bis 1964
war sie in Betrieb. Kluge Köpfe beschlossen damals, sie der Nachwelt zu
erhalten und setzten sie vor die Giebelwand des neuen Oxygen-Stahlwerks.
Als die Stilllegung nahte, wollte das Museum in Oberhausen den Behälter
übernehmen. Auch die GWS war interessiert. Der Heimatverein konnte dies
erfolgreich verhindern.
Der erste
Umsetzungsversuch im Oktober 2001 scheiterte, weil sich die Stützen
nicht lösen ließen. Auch beim zweiten Anlauf am 9. November 2001 mit
drei Kränen und einem Tieflader gab es Probleme. Wegen falscher
Verladung riss der Konverter die Schranke am Burgtor ab. Der Tieflader
walzte den Zaun nieder und dann sackte das Fahrzeug auch noch bis auf
die Achse in den Boden. Erst am späten Abend konnte die Thomasbirne mit
Mühe und Not auf dem Parkplatz aufgestellt werden.
„Die Aktion kostete
den Heimatverein eine Menge Geld und bescherte dem damaligen Vorstand,
bestehend aus Willi Feldkamp, Willi Garth, Rolf Schröder und Peter
Höhno, etliche graue Haare“, erinnert sich Garth.
Die Aktion gestern hat
die Phoenix Entwicklungsgesellschaft bezahlt.
Im Mai
2002 wurde das Industriedenkmal der Öffentlichkeit vorgestellt. Ein Jahr
später rettete der Heimatverein auch den Ständer des Konverters vor der
Verschrottung. Vor etwa zwei Jahren legte die Stadt Pläne vor, nach
denen der Konverter mitten im See auf einer nicht begehbaren Insel
aufgestellt werden sollte. Der Vereinsvorstand protestierte, konnte nach
hitzigen Debatten seine Wunschstandorte – entweder vor der Burg oder am
Nordufer des Sees – nicht durchsetzen.
Die Mitglieder beschlossen
daraufhin einstimmig, den Alternativstandort auf der Kulturinsel
anzunehmen.
----->
...Fortsetzung folgt...
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen