BSG-Ruine...Baumwoll-Spinnerei-Gronau...04.2017...I.
17.03.2015
Baumwollspinnerei Gronau hätte in diesem Jahr 125. Geburtstag feiern können
Textile Importe setzen der BSG zu
Gronau
Das Motiv auf dem Briefbogen aus dem Jahre 1900 mutet heute an
wie der Blick in eine andere Welt: Aus hohen Schornsteinen zieht der
Rauch über die nicht enden wollenden Hallen einer Fabrik. Fast wie ein
Schloss liegt die Baumwollspinnerei Gronau in der Landschaft, strahlt
Reichtum und modernes Leben aus, scheint für Zukunft zu stehen. Und es
ist doch Vergangenheit. Ihren 125. Geburtstag hätte in diesem Jahr die
Baumwollspinnerei Gronau (BSG) feiern können, wenn das Unternehmen nicht
1999 aufgehört hätte zu existieren. Günter Vaartjes, mehr als ein
halbes Jahrhundert im Unternehmen tätig, beleuchtet für die WN die
Gründung des Unternehmens im Jahre 1890, den Aufschwung und die
Blütezeit der Gronauer und Eper Textilindustrie, aber auch die Jahre des
Niedergangs.
Die Öffnung der Grenzen für textile Importe
, insbesondere aus Billiglohn- und Staatshandelsländern, setzen der
heimischen Industrie schwer zu. Die Folge: Die europäische
Textilindustrie muss rationalisieren und mit hohem Aufwand in Maschinen
und Anlagen investieren.
Die BSG blickt 1965 auf ihr 75-jähriges
Bestehen zurück. Zu dieser Zeit verfügt das Unternehmen über 70 000
Spinn- und 16 000 Zwirnspindeln. Beschäftigt werden 700 Mitarbeiter.
Trotzdem: Die stetig steigendem textilen Einfuhrmengen bereiten Sorge.
Die Daseinsberechtigung der textilen Grundstufen in Deutschland wird in
Frage gestellt.
Die Jahre 1967 bis 1970 sind durch Neuanschaffung von Maschinen und
Ersatzbeschaffung von Einrichtungsgegenständen geprägt. Wirtschaftlich
gibt es bis 1976 ein ständiges Auf und Ab. Fehlendes Personal kann in
den 1970er-Jahren durch die Anwerbung von Gastarbeitern ersetzt werden.
An der Lindenallee entsteht für die neuen Kollegen ein Wohnheim. 1977,
1978 und 1979 weist die BSG Bilanzverluste aus. Grund: Die Kosten für
die Garnherstellung werden durch den Verkaufserlös nicht gedeckt...
...Der Lagebericht für das Geschäftsjahr 1998 macht schließlich
deutlich, in welch schwierigen Situation sich die BSG befindet: Alle
Möglichkeiten, durch Investitionen und kostensenkende Maßnahmen auf die
Entwicklung zu reagieren, sind inzwischen erschöpft. Aus dem Spinnerei-
und Jeansgeschäft ist ein hoher Verlust entstanden. Der Aufsichtsrat
beschließt daher, die Produktion zum 18. Dezember 1998 zu beenden. Zu
diesem Termin sind nur noch 130 Mitarbeiter beschäftigt.
Der
letzte Geschäftsbericht (für das Jahr 1999) wird im Oktober 2001
veröffentlicht. Die finanzielle Situation der BSG und der
Tochtergesellschaft NTW stehen dabei im Vordergrund. Die Banken haben
schon im März 1999 die Kredite für beide Gesellschaften gekündigt und
ihre Bürgschaftsforderungen an die BSG fällig gestellt. Die Folge: Am
17. März 1999 wird der Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens
gestellt, das schließlich auch genehmigt wird. Die Geschichte der BSG –
und damit ein Teil der textilen Bedeutung Gronaus geht damit zu Ende.
----->
www.wn.de
----->
vergang.blogspot.de/2017/04/bsg-ruinebaumwoll-spinnerei-gronau
...Fortsetzung folgt...
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen