Samstag, 21. Juni 2014

Bahnhofshotel Menge, Arnsberg - Das kuriose Hotel mit der LKW-Brückenwaage...Abbruch...

Bahnhofshotel Menge, Arnsberg / 
Das kuriose Hotel mit der LKW-Brückenwaage...Abbruch...











Arnsberg
Lkw-Waage ist Wirtschaftsgeschichte
03.05.2014 | 18:00 Uhr
Arnsberg. Ein eher unscheinbares Stückchen des alten Arnsbergs ist verschwunden: Im Zuge von Kanalarbeiten wurde die noch bis 1979 genutzte Lkw-Waage am früheren Bahnhofshotel Menge von einem Bagger abgerissen, um dann - zertrümmert in viele kleine Teile - sinnigerweise per Lkw endgültig zu verschwinden. Nach 66 Jahren, in denen die Familie Menge die Waage betrieben hatte.

Foto: Ted Jones
 

Schon vor dem Zweiten Weltkrieg, erinnert sich Edith Menge (76), ist in dieser vom Kaufmännischen her strategisch günstigen Lage in unmittelbarer Bahnhofsnähe eine solche Wiegeeinrichtung in­stalliert. „Schließlich mussten ja auch die Pferdefuhrwerke gewogen werden.“ Doch dann kommt der Krieg. Und damit die angloamerikanischen Bomber, die 1945 erneut auch über dem Bahnhof ihre tödliche Fracht abladen. So wird die strategisch günstigen Nähe zu einer fatalen: Bahnhofshotel und Waage werden getroffen, sieben Menschen verlieren ihr Leben.

Noch vor der Währungsreform 1948 hebt dann das Arnsberger Bauunternehmen Gebrüder Zimmermann - selbst längst Geschichte - eine Grube aus und eine neue Waage entsteht direkt vor dem Haupteingang des Hotels und Lokals. Unter Zeitdruck, „denn der Neubau sollte noch mit der alten Reichmark bezahlt werden,“ sagt die 76-jährige. Was auch klappt.

Immerhin: Schließlich kommt der Waage in dieser Zeit für das innerörtliche Wirtschaftsleben eine durchaus wichtige Rolle zu, müssen doch die vielen heimischen Kohlenhändler, die das aus dem Ruhrgebiet per Eisenbahnwaggon antransportierte „schwarze Gold“ an der Ladestraße der Bahn - auch die gibt es nicht mehr - fassen, dieses dann zwecks Bezahlung wiegen lassen. Dafür sind jedes Mal zwischen 3 und 4 Mark an Familie Menge zu berappen.

Das Verfahren ist einfach: Morgens um 7 Uhr, so Edith Menge, fahren die Kohlenhändler mit ihren Wagen zwecks Feststellung des Leergewichts (Tara) vor, dann geht es ab zur Ladestraße und wieder zurück zur Waage, wo die Händler nach neuerlicher Wägung (Brutto) einen Bericht mit dem Nettogewicht der Ladung erhalten. Als Grundlage für die Abrechnung.

Doch nach der großflächigen Umstellung von der Kohle- auf Gas- und Ölheizung auch in Arnsberg und der damit verbundenen schwindenden Nachfrage nach Kohle, Koks oder Brikett wird die Waage kaum noch genutzt. „Sieht man davon ab,“ sagt Edith Menge, „dass die Polizei hin und wieder Lastwagen zum Wiegen schickte, von denen sie glaubte, überladen zu sein.“ Auch mancher Wohnwagen-Fan kommt vor Urlaubsantritt noch schnell vorbei, um zu prüfen, ob das höchstzulässige Gesamtgewicht nicht überschritten ist...

...Alles vorbei. 1979 gibt Familie Menge den „Wägerstempel“ zurück an das Arnsberger Eichamt. Und fortan steht die große, noch heute vorhandene Messapparatur im Gastraum des Lokals still.

Die Waage am Bahnhofshotel Menge hatte einen Wiegebereich von einem zarten Kilo bis 15 Tonnen.

Die Brennstoffhändler, die diesen Service nutzten, waren die Firmen A. Herbst (Grafenstraße), J. Sauerwald (Grafenstraße), F. Kensmann (Bergstraße), F. Bünnenmeyer (Hanstein) und B. Grüne (Hellefelder Straße).

Viele dieser Unternehmen haben den Betrieb schon lange eingestellt...


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Nach dem Verzicht auf die Nutzung des alten Arnsberger Hallenbads hat sich der TV Arnsberg nun für einen alternativen Standort für den Neubau seines Sport- und Gesundheitszentrum entschieden...und dafür wird das Bahnhofshotel Menge abgebrochen...



















 


...Fortsetzung folgt...



 

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