Brauerei Sternburg, Lützschena...07.2017...
Lützschena und Bier - diese Einheit hätte vor Jahren niemand ernsthaft
bestritten. Und noch heute bestimmt die Silhouette der ehemaligen Brauerei mit
der grünen Kuppel des Sudhauses und dem Uhrenturm des Werkstattgebäudes die
Landschaft, egal aus welcher Richtung man sich dem Ort nähert.
Seit wann in Lützschena Bier gebraut wurde, kann heute niemand genau sagen.
Fest steht lediglich, daß der zum Gut Lützschena gehörenden Brauerei 1785 das
Privileg erteilt wurde, in Leipzig ihr Bier "auf Grund seiner Stärke und Güte"
verkaufen zu dürfen. Im damaligen Burgkeller, wo sich heute das
Restaurant Mövenpick befindet, gelangte es zum Ausschank...
...Als im April 1945 amerikanische Truppen nach Leipzig vorrückten, wurde in der
Brauerei ein antifaschistischer Betriebsrat gebildet, der sich darum bemühte,
die Brauerei unter den neuen Bedingungen fortzuführen. Das änderte sich aber,
als am 2. Juli 1945 die Amerikaner von sowjetischen Truppen abgelöst wurden,
welche die Brauerei 1946 auf die Liste C setzten und in ihre Verwaltung nahmen.
Erst auf der Grundlage des Befehls Nr. 64 der SMAD (Sowjetische
Militär-Administration Deutschland) wurde die Brauerei am 1. Juli 1947 in
deutsche Hände zurückgegeben, allerdings als VEB (Volkseigener Betrieb), welcher
der VVB Brauereien (VVB = Vereinigung volkseigener Betriebe) mit Sitz in Dresden
unterstellt wurde.
Im Jahre 1959 wurden die Sternburg Brauerei Lützschena, die
Sternen-Brauerei Schkeuditz und und die Malzfabrik Schkeuditz
zu dem VEB Brau- und Malzkombinat Sternburg zusammengeschlossen.
Das
Spezialbier "German Pils", zur Leipziger Frühjahrsmesse 1966 mit einer
Goldmedaille ausgezeichnet, wurde nach Ungarn, Rumänien, Bulgarien und in die
Sowjetunion exportiert, sowie bei der Bordverpflegung auf den Schiffen der DDR
und in den Flugzeugen der DDR-Fluglinie "Interflug" eingesetzt. 1969 erhielt das
Porter eine Goldmedaille der Leipziger Messe...
...Noch im Jahre 1989 wurden in der Brauerei von ca. 500 Beschäftigten 500.000
Hektoliter Bier produziert. Mit dem Ende der DDR nahte auch das Ende der
Brauerei. Kurz nach Öffnung der Grenze, im Frühjahr 1990, stellte sich die
"Stuttgarter Hofbräu" angeblich helfend an die Seite der Lützschenaer,
äußerte Kaufabsichten. Nachdem man das Vertriebsnetz von Sternburg genutzt
hatte, um die eigenen Biere rasch auf den ostdeutschen Markt zu bringen, wurde
nach dem Bekanntwerden des von der Treuhand geforderten Kaufpreises der Rückzug
angetreten. EKU Kulmbach kam aus ungeklärten Gründen nicht zum Zuge,
denn das Rennen machte die Brau- und Brunnen AG in Dortmund, welche
letztlich den Betrieb unter Einschaltung des früheren Stammbetriebs des
volkseigenen Getränkekombinat Leipzig, zu dem die Sternburg-Brauerei gehörte,
und der späteren Sachsenbräu AG in Leipzig-Reudnitz für 5,6 Millionen
DM erwarb...
...Am 15. Mai 1991 wurde letztmalig in Lützschena Bier gebraut, anschließend nur
noch abgefüllt und ausgeliefert. Am 31. August 1991 wurde die Brauerei trotz der
Besetzung durch die Belegschaft, Einsprüchen des Gemeinderates und der
evangelischen Kirchgemeinde Lützschena endgültig geschlossen. Bereits vorher
wurde mit der Verlagerung der Faßabfüllanlage nach Reudnitz mit der Demontage
der Ausrüstungen begonnen. Was noch brauchbar war wurde entweder nach Reudnitz
geschafft oder verkauft, der Rest verschrottet oder auf den Müll geworfen. Von
der Belegschaft sollten lediglich 50 Mitarbeiter bis 1993 in Reudnitz weiter
beschäftigt werden, alle übrigen wurden im August 1991 entlassen...
----->
www.luetzschena-stahmeln.de
Bildoriginale: Dejalo/B.NRW |
...Fortsetzung folgt...
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen